Newsletter 171

Trinkgeld

Branchenblick 171

vom 07. Mai 2021

Es geht wieder los …

 


 

Guten Tag liebe Leserin, lieber Leser,

der 19. Mai schwebt wie eine Fata Morgana vor den Hoteliers und Gastronomen. Die Öffnung der Branche nach mehr als einem halben Jahr steht unmittelbar bevor. Sie scharren alle in den Startlöchern und freuen sich, wenn es endlich wieder los geht und sie Gäste begrüßen dürfen. Zwar werden Auflagen einen Normalbetrieb unmöglich machen, aber nach Monaten der Untätigkeit nehmen die Betreiber mittlerweile alles in Kauf. Hauptsache sie dürfen endlich wieder aufsperren.

Jetzt kämpft die Branche damit, Mitarbeiter zu bekommen, Viele Fachkräfte haben sich in andere Wirtschaftszweige verabschiedet und werden der Gastronomie und Hotellerie fehlen. In den Medien war der unterschwellige Vorwurf zu vernehmen, dass die Unternehmer vielerorts ihre Mitarbeiter entlassen hätten, statt sie in Kurzarbeit weiter arbeiten zu lassen und dies sei jetzt eben die Folge davon. Hier muss ich ganz klar Partei ergreifen. Die Kurzarbeit ist wunderbares Überbrückungsmodell, dass kurz eingesetzt gut funktioniert. In den Medien ist erstaunlicherweise nichts davon zu hören gewesen, dass 30 Prozent der Bezüge vom Unternehmer zu bezahlen waren. Für die fälligen Jahresremunerationen gibt es aber keine Förderung. Das bedeutet nicht weniger, als dass der Unternehmer das Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus seiner eigenen Tasche bezahlen muss, weil ja kein Umsatz gemacht werden konnte. Der Umsatzersatz wird eher schleppend abgewickelt und hilft da nur marginal. Gastronomen erzählen mir, dass sie bereits seit Monaten auf die versprochenen Zuwendungen warten.

Das wäre doch eine Aufgabe für die Branchenvertreter, hier Druck zu machen, dass die notwendigen und dringend benötigen Geldflüsse endlich freigegeben werden. Aber offenbar ist man dort mit Yacht- und Golfklubs so ausgelastet, dass man dafür keine Zeit hat. Für jene, die es nicht mitbekommen haben: Der Rechnungshof hat bei der Überprüfung der Österreichischen Wirtschaftskammern festgestellt, dass die Pflichtbeiträge auch gerne für Funktionärsmitgliedschaften in Yachtklubs, Golfklubs und für das Schulgeld an Privatschulen für die Sprösslinge der Amtsträger verwendet werden. Offizielle Dienstreisen nach Dubai, Athen und anderen Destinationen haben vornehmlich privaten Vergnügungscharakter. und werden zum überwiegenden Teil von der WKO für ihr honorigen Bediensteten bezahlt (Hierzu ein Bericht der Kleinen Zeitung). Da werden auch gerne Werbevideos für zehntausende Euros produziert, die aufgrund des hereinbrechenden Spottes, sofort wieder zurückgezogen werden müssen. Ha, so stelle ich mir eine anständige Branchenvertretung vor. Wenig bis nichts für die Pflichtmitglieder tun, aber die eigenen Pfründe luxuriös ausstaffieren. Das Geld der Mitglieder wird regelrecht verprasst. Himmelschreiende Zustände, die eine sofortige Beendigung der Pflichtmitgliedschaft fordern. Aber offenbar ist man mit den Politikern so gut vernetzt, dass darüber nicht einmal diskutiert wird.

Hilfe werden die Unternehmen von dort also nicht erhalten, sie müssen sich schon selbst auf die Füße stellen und für sich selbst sorgen. Wehe dem, der nicht Eigentümer der Liegenschaft ist und Miete oder Pacht zahlen muss. Wehe dem, der keine Großfamilie im Hintergrund hat, die zupacken kann. Wehe dem, der sein Geld bislang in der Nachtgastronomie verdient hat. Die vorgesehen Sperrstunden machen einen lukrativen Geschäftsbetreib unmöglich. Wehe dem, der in Wien, Salzburg oder einer anderen größeren Stadt ein Hotel betreibt. Tagungen, Kongresse, Dienstreisen sind praktisch inexistent. Zusätzlicher Schaden wird durch Impfgegner und Verschwörungstheoretiker verursacht. Hey Ihr Dumpfbacken, die Pandemie lässt sich durch dümmliches Leugnen nicht aus der Welt schaffen. Wann merkt Ihr endlich, dass Ihr von Staatsverweigerern und den Rechten missbraucht werdet? Wann wacht Ihr endlich auf und erkennt, dass eure Demonstrationen die Sache noch viel schlimmer machen, als es sowieso schon ist?

Sie merken, ich komme in Rage. Ich muss gestehen, ich bin nicht der Toleranteste, wenn es um offensichtliche Dummheit geht. Wobei sich die sogenannten „Querdenker“ ja selbst als überschlau sehen und gar nicht erkennen, dass ihr Intellekt in Höhe des Marianengrabens grundelt. Dass sie die Misere unnötig in die Länge ziehen und dadurch das Leid verschlimmern, kümmert sie offenbar nicht. Oder sie können es intellektuell nicht erfassen, wie ich vermute.

Aber es ist, wie es ist. Wir können uns darüber aufregen und zetern, aber das hilft uns nicht. Es befreit nur kurzfristig. Die gute Nachricht: Die Branche wird auch das überstehen, weil sie hart im Nehmen ist.

Das wünsche ich Ihnen und uns …

Kurt Steindl


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Es geht wieder los …

 

Zuerst war ja die Rede davon, dass nur im Freien geöffnet werden darf. Das hat man schneller als Lucky Luke seinen Colt ziehen konnte, wieder zurückgezogen. Nix mit öffnen, hieß es zum wiederholten Mal. Jetzt scheint sich der 19. Mai als fixer Termin etabliert zu haben. Mal sehen, ob da nicht wieder ein Rückzieher kommt. Mittlerweile fällt es schwerer, den Ankündigungen Glauben zu schenken.

Wobei ich, der Gerechtigkeit halber auch sagen muss, dass ich als Politiker mit so einer Pandemie auch überfordert wäre. Richtige Entscheidungen  zu treffen, muss unglaublich schwer sein. Andererseits kann ich aber auch meine Kritik nicht zurückhalten. Warum hat man im November des Vorjahres nicht einen klaren, wirklich harten Lockdown für drei bis vier Wochen verordnet, wie es zum Beispiel Australien und Neuseeland vorgemacht haben? Diese beiden Ländern sind praktisch Corona frei und genießen seit Monaten ein „normaleres“ Leben, als wir in unseren Breiten mit dem ständigen Hin und Her. Das Schielen auf die Beliebtheitswerte ist eben keine gute Basis für nachhaltiges Regieren. Rudi Anschober, unser ehemaliger Gesundheitsminister hat sich körperlich aufgerieben und ihm testiere ich aufrichtiges Bemühen. Das zeigt sich auch daran, dass er darauf verzichtete, das ihm für Monate zustehende Ministergehalt weiter zu beziehen. Solche Typen bräuchten wir mehr.

Gehen wir davon aus, dass der 19. Mai halten wird. Dann bedeutet das aber immer noch nicht, dass alles wieder läuft, wie gewohnt. Im Gegenteil. Mittlerweile sind die Auflagen so unübersichtlich, dass niemand genau weiß, was aktuell gilt. Das österreichische Sozialministerium hat eine pdf-Datei ins Netz gestellt, in dem einige Fragen beantwortet werden. (klick …) Dabei bleiben aber immer noch Fragen offen: In welcher Form sollen Gäste überprüft werden? Was tun, wenn nicht alles ganz korrekt ist? Wird der grüne Impfpass zeitgerecht jedem Geimpften zugestellt? Dürfen auch Testungen direkt vor Ort durchgeführt werden? Bedeutet Sperrstunde um 22 Uhr, dass da dann alle Gäste bereits das Lokal verlassen haben müssen? Was tue ich, wenn die Gäste sich weigern, zu gehen? Darf ich sie dann im Gastgarten noch sitzen lassen, während ich meine Abrechnung und meine Reinigungsarbeiten im Inneren durchführe?

Auch unter Androhung von Strafen wird es einem Wirt schwer fallen, zuwiderlaufenden Gästewünschen eine klare Absage zu erteilen, weil man es sich ja mit seinen Gästen nicht verscherzen möchte. Manche Gäste werden versuchen die Grenzen auszuloten. „Stell dich nicht so an!“, werden Gastronomen bestimmt öfter zu hören kriegen. Mit Blick auf den Umsatz werden sich einige Unternehmer vielleicht breitschlagen lassen, die Auflagen aufzuweichen. Als ehemaliger Gastwirt würde ich es verstehen.

Bereits im letzten Newsletter (Branchenblick 170) habe ich über die einhergehenden wirtschaftlichen Herausforderungen der Wiederöffnungen geschrieben. Dass es schwer wird, wissen wir alle. Abgesehen von Politkern und Standesvertretern (Entschuldigung, aber diese Spitze musste noch sein. Aber jetzt ist Schluss damit. Versprochen!) Manche Unternehmer verzweifeln und sind im Begriff aufzugeben. Viele Zuschriften, die ich erhalte, sind Abschiedsschreiben und zeugen von Resignation. „Ich habe zu wenig Energie, um das Ganze nochmals von vorne zu starten!“, „Meine Kinder wenden sich vom Familienhotel ab und suchen ihr Glück in anderen Branchen!“, „Die Bank dreht mir den Geldhahn zu und die staatlichen Zuwendungen reichen nicht!“, sind einige Auszüge daraus. Norbert Engel aus Rankweil erlaubte mir explizit seine Zeilen zu veröffentlichen:

„Verzeihen Sie, wenn alles ein bisschen verzweifelt klingt, aber das ist es auch. 18 JAHRE, 10-12 Std. täglich, 7 Tage die Woche, tolle Mitarbeiter, ohne einen einzigen Ruhetag. Und wir sind keine Helden! … Na ja, vielleicht mal ein oder zwei Wochenenden mit meiner Frau in ein Hotel, etwas weiter weg, Kärnten, Salzburg oder so. … Vier Beziehungen hat mich das alles gekostet um meinen Gästen „Gastlichkeit“ und Wohlfühlen zu bieten. Und Geld war immer nur der zweitwichtigste Antrieb. … Und dabei ist die Gastronomie der Katalysator für die Wirtschaft, für das menschliche Zusammenleben und für sozialen Bindungen! Völlig unterbewertet, von Staat und Banken. … Und jetzt stehe ich vor dem Ruin. Bin nur noch Spielball, von Banken und Politikern!!“

Es tut weh, so etwas zu lesen und ich fühle mit. Es wird Jahre brauchen, bis wir wieder eine gesunde Gastronomie und Hotellerie haben werden. Corona wird bleiben und wir werden lernen müssen, damit zu leben. Aber wir schaffen das. Der Weg wird hart und dornig und als Unternehmer sind wir auf uns alleine gestellt. Wenn wir aber einen Schritt nach dem anderen machen und wieder aufstehen, wenn wir hinfallen, dann werden wir schließlich zurückblicken und stolz sein, dass wir gegen alle Widerstände weitergemacht und nicht aufgegeben haben.

Atmen wir durch und packen wir es an. Schließlich gehören Gastronomen, Hoteliers und deren Mitarbeiter zu einem besonderen Menschenschlag. „Nix und Neamand“ wird uns aufhalten.

Ich halte Ihnen die Daumen. Machen Sie’s gut.

Kurt Steindl

 


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Weiterbildung

Das AMS fördert betriebliche Weiterbildung aktuell mit 60 Prozent. Gerade zu Beginn werden Ihre Mitarbeiter vielleicht Unterstützung und fachliche Hilfe benötigen. Wenn Sie an unseren Seminaren und Praxistrainings interessiert sind, dann geben Sie uns ein kurzes Zeichen. Wir stimmen die Inhalte ganz individuell auf Ihre Bedürfnisse ab.

Erfolgreich an der Rezeption 
Die Rezeption ist die Zentrale des Hotels. Hier entscheidet sich der wirtschaftliche Erfolg des Hauses. Ob am Telefon, beim Schriftverkehr oder im persönlichen Kontakt mit dem Gast – an die Mitarbeiter werden spezielle Anforderungen gestellt: Auftreten, Umgangsformen, fachliche Kompetenz und aufrichtige Herzlichkeit müssen erstklassig bzw. erlebbar sein.

Spielend mehr Umsatz 
Der moderne Service-Mitarbeiter entwickelt sich vom reinen Auftragserfüller zum gewandten Empfehlungsgeber. Lernen Sie in diesem Seminar, wie spielerisch einfach es ist, die tägliche Tageslosung zu steigern, indem Sie beim Gast positive Emotionen wecken.

Kleine Panne große Chance
Grundsätzlich gilt es eine Beschwerde bereits im Entstehen zu erkennen und umgehend darauf zu reagieren. Ein mürrisches „Ja“ des Gastes auf die Frage, ob es gemundet hat, deutet bereits auf einen akuten Beschwerdefall hin. Wie kann ich aber eine Beschwerde behandeln, wenn der Gast sich gar nicht entsprechend äußert? Wie kann ich Unzufriedenheit in vier einfachen Schritten in Begeisterung verwandeln? In diesem Seminar finden Sie die Antworten.

Das Telefon, die Visitenkarte des Hauses 
Oftmals bedeutet das Telefon den ersten direkten Kontakt zwischen Gast und Mitarbeiter des Hotels. Daher ist es besonders wichtig, bereits hier einen hervorragenden ersten Eindruck zu vermitteln. Oder noch besser: Begeistern Sie den Anrufer doch gleich am Telefon. Ziel muss es sein, den Anrufer von der Anfrage zu einer verbindlichen Buchung zu führen.

Wer Leistung will, muss Sinn stiften 
Wir befinden uns mittendrin in einem unübersehbaren Wertewandel: Junge, aktive Mitarbeiter sind sogar bereit, einen geringeren Verdienst in Kauf zu nehmen, wenn sie überzeugt sind, etwas Sinnvolles zu leisten zu können. Sie legen vermehrten Wert auf Lebens- und Arbeitsqualität. Der Druck und die Anforderungen an uns werden täglich größer und mehr. Kaum mehr Zeit durchzuatmen und den Sinn im Leben zu erkennen. Von einer Krise in die nächste. Wir reagieren nur noch, statt zu agieren.

Hier geht´s zu den Details


 

Wir wünschen Ihnen, dass Sie gut durch die schwere Zeit kommen und bald geimpft werden.

G a s t freundliche Grüße

Gastlichkeit & Co –
Weiterbildungs- und Betriebsberatungsges.m.b.H.
A-4060 Leonding
Im Weideland 8
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