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Branchenblick 169

vom 10. November 2020

Mit Anstand durch die Krise


 

Guten Tag liebe Leserin, lieber Leser,

der zweite Lockdown in diesem Jahr und wieder erwischt es die Gastronomie und Hotellerie. Die Branche hat sich redlich bemüht, alle Auflagen zu erfüllen, aber alles hat nichts genutzt. Obwohl laut einer Studie nur etwa 2% aller Coronainfektionen auf den Besuch in einem Restaurant oder einem Hotel zurückzuführen sind, trifft es die Branche wieder am Härtesten.

Als Wirt und Hotelier möchte man schier verzweifeln. Seit Jahren werden diese Branchen mit überbordenden Auflagen und Restriktionen gequält. Ich erinnere da an die überflüssige Allergenverordnung, die schwammige österreichische „Raucherregelung“, die teure Registrierkassenpflicht, die noch teurere Barrierefreiheit (wehe dem, der seine Toiletten im Keller hat und jetzt einen Lift braucht), und viele mehr. Jetzt auch noch die vielen Coronaauflagen. All das haben die Wirte und Hoteliers tapfer geschluckt. In der Hoffnung, dass bei Einhaltung aller Vorgaben das Geschäft endlich wieder läuft. Pustekuchen. Schließung im November. Aber selbst jetzt geben die Hoteliers nicht auf und fragen bei uns nach einem Praxistraining für Rezeptionisten, um für die (hoffentlich stattfindende) Wintersaison gut gerüstet zu sein. Wenn wir gebraucht werden, sind wir gerne da. Es ist sowieso viel zu ruhig bei uns ;-) Da wir ja fast ausschließlich für den Tourismus arbeiten, hat uns der Lockdown auch die Hände in den Schoß gelegt. Da freuen wir uns, wenn wir endlich wieder ein Training anbieten dürfen. Wer sich dafür interessiert, hier sind die Details.

Ich war ja selbst jahrelang Wirt und bin ehrlich froh, dieses Handwerk nicht mehr auszuüben. Bei allen diesen Prügeln, die man ständig zwischen die Beine geworfen bekommt, macht es keinen Spaß mehr. Ja schlimmer noch, es fehlen jegliche Perspektiven. Ja, die Maßnahmen der Regierungen sind meist vernünftig und auch notwendig. Manchmal aber auch zu kurz gegriffen. Die Sperrzeiten auf 22 Uhr zu verkürzen, hatte unweigerlich zur Folge, dass sich die Menschen privat trafen und sich das Virus eben in den Wohnungen und Garagen massiv verbreitete. Da waren die Restaurants und Gasthäuser wesentlich sicherer, weil man sich dort an die Regelungen gehalten haben. Deshalb mein Tipp an die Verantwortlichen: Immer auch die Lösung nach der Lösung bedenken. Was bewirkt diese Lösung? Was wird als Folge entstehen?

Im Lockdown sollen Abholung und Lieferdienste von Speisen über das Gröbste helfen. Bei allem Respekt, das sind im Grunde nur Beschäftigungstherapien. Ein gutes Geschäft ist das keines. Man braucht kein großer Rechner zu sein, um zu wissen, dass rein mit der Küche nur schwer Gewinne zu erzielen sind. Das schafft vielleicht die Systemgastronomie. Das Wirtshaus und das Hotelrestaurant sind schon froh, wenn die Küche im normalen Alltag eine schwarze Null erwirtschaftet. Jetzt ist es zu wenig, um die laufenden Mitarbeiterkosten zu decken und vielleicht auch noch einen Kapitaldienst zu leisten. Die Aufschübe der Banken, Krankenkassen und Finanzämter verschieben das Problem nur um ein paar Monate und verlängern das Leiden. Aber es sollen ja 80% vom Vorjahresumsatz fließen. Hoffentlich.

Die bisherigen Zuwendungen des Staates sind an zu viel Bürokratie geknüpft und fließen nur spärlich und vor allem deutlich zu langsam. Für den Fixkostenzuschuss, denn der Herr Finanzminister gewährt, braucht es die Unterstützung eines Steuerberaters, sonst ist der Antrag nicht zu stemmen. Mein Steuerberater hat dafür tatsächlich ganze acht Stunden Arbeit verrechnet. (Ich bin mir noch nicht sicher, ob es simple Unfähigkeit, unmoralische Geschäftemacherei oder es wirklich so schwierig ist, den Antrag zu stellen ;-) Was ist das für eine Unterstützung, wenn etwa zehn Prozent für die Beantragung draufgehen? (So war es zumindest bei uns.)

Corona trifft uns alle und jeder von uns freut sich auf den Tag, wenn wir endlich sagen können: Wir haben das Virus gut in Griff. Wir wissen aber, dass wir lernen werden müssen, mit dem Virus zu leben. Verharmlosen und Negieren ist da wenig hilfreich. Gegen die Auflagen zu demonstrieren und sich bewusst nicht an Maskenpflicht und Abstandsregeln zu halten, verschlimmert die Lage nur. Corona zu leugnen und dahinter eine riesige Verschwörung zu vermuten, ist ein Zeichen der Hilfslosigkeit und meist auch überschaubaren Intellekts.

Ich halte Ihnen die Daumen, dass Sie gut durch diese schwere Zeit kommen und gesund bleiben.

Kurt Steindl


Mit Anstand durch die Krise

 

„In der Krise zeigt sich der wahre Charakter!“
Ich bin geneigt, diesem Ausspruch vollinhaltlich zuzustimmen. Was habe ich alles gelesen, das von wichtigen Persönlichkeiten verbreitet wurde. Der Hausverstand war da offenbar nicht schnell mal auf Kurzurlaub, sondern ist vermutlich schon lange tot. Es ist verstörend, wenn sich Buchautoren, Sänger, Journalisten und sogar Ärzte vor die Menge stellen und von höheren Mächten sprechen, die das angeblich alles inszeniert haben, um die Weltordnung neu zu formen. „Himmel, lass Hirn regnen!“, möchte man verzweifelt ausrufen. Ich gestehe, ich bin doch eher intolerant, wenn derartiger Schwachsinn verbreitet wird. Daran muss ich noch arbeiten.

„Früher gab es eine Auslese der Tüchtigen. Heute gibt es eine Auslese der Unredlichen!“

Diesen Ausspruch tätigte Viktor Frankl bereits vor vielen Jahren. Es hat sich nicht gebessert, sondern ist eher schlimmer geworden. Anstand hat mit Respekt zu tun. Mit Wertschätzung. Auch mit Ethik und Moral. Wer anständig lebt, hat gute Chancen ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen. Wer sich dem Anstand verweigert, wird fallen. Wenn nicht öffentlich, dann zumindest in die innere Leere. „Existenzielles Vakuum“ nannte es Viktor Frankl. (Was liebe ich diesen Mann für seine genialen Wortschöpfungen.)

Anstand ist eine Tugend, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Am Beispiel Trump haben wir gesehen, dass es ein unanständiger Mensch sogar bis ins Oval Office schaffen kann. Man muss offenbar nur skrupellos und unmoralisch genug sein. Dass der sich weigert, seine Niederlage gegen Joe Biden einzugestehen, passt nur in das psychopathische Bild, dass wir von ihm haben.

Die Krise ist herausfordernd. Für uns alle. Die Frage ist aber, wie wollen wir damit umgehen? Uns in abstruse Theorien flüchten? Den Nachbarn anzeigen, weil wir gesehen haben, dass er sich vielleicht an eine Regel nicht gehalten hat? Unfrieden und Konflikt säen? Oder wollen wir uns anständig verhalten?

Anstand ist im Grunde eine simple Entscheidung.
Wie so vieles im Leben. Man muss sich halt nur dafür entscheiden. Grundsätzlich für sein ganzes Leben und in jeder Situation immer wieder neu. Wer ein anständiges Leben führt, sucht nicht automatisch nach dem einfachsten Weg, sondern nach dem guten Weg. Wer anständig lebt, wird sich selbst die Frage stellen: „Wenn ich das tue, was bin ich dann?“

Als anständige Menschen haben wir auch im hohen Alter noch leuchtende Augen, weil wir nach festen Werthaltungen leben. Wir sind dann nicht so leicht aus der Bahn zu werfen. Unsere Prinzipien bauen auf Liebe, nicht auf Hass. Dann sind wir stolz, ohne überheblich zu sein. Wir gehen freundlich mit Menschen um, gleichgültig, welche Stellung sie haben. Wir denken nicht nur über den eigenen Vorteil nach, sondern wissen, dass genug für alle da ist. Wir teilen gerne unser Wissen, unsere Erfahrung und freuen uns mit anderen über deren Erfolge.

Anständigen Menschen wohnt eine Leichtigkeit inne. Dann verbreiten wir das Gefühl, dass auch große Probleme bewältigbar sind. Gerade in Corona-Zeiten eine wichtige Eigenschaft. Wir glauben an das Gute im Menschen und distanzieren uns von Unredlichkeit. Wir verlassen uns auf unser Gespür und agieren nicht nur nach rationalen Gesichtspunkten. Unsere Grundwerte als Basis. Wir beeinflussen damit unser direktes Umfeld, die Dinge in die richtige Richtung zu leiten. Wir sind nachsichtig und verzeihen. Wir muntern auf und spenden Trost.

Als anständige Menschen verursachen wir keine Probleme, sondern lösen Probleme. Wir sind mutig und zuversichtlich. Wir sehen Rückschlage als Erfahrungsgutscheine des Lebens. Wir akzeptieren Widerspruch und üben uns in Selbstreflexion. Wir wissen, dass es alle Beteiligten braucht, um Großartiges zu leisten. Wir sind treu und loyal. Wir geben Freiheit und rufen zur Ordnung.

Wenn ich mir das so durchlese, dann erkenne ich, dass Manches davon mir selbst schwer fällt. Dass es mitunter leichter ist, unanständig zu sein. Aber es gibt keine Ausreden. Wenn die Entscheidung für den Anstand da ist, dann heißt es, sich zu mühen und sich jeden einzelnen Tag weiter dafür zu entscheiden. Ist es einfach? Nein, aber es wird gut, wenn wir uns aufrichtig bemühen. Dann atmen wir durch und gehen frohen Mutes ans Werk. So schaffen wir auch diese Krise.

Machen sie`s gut

Kurt Steindl

 


 

Rechtzeitig vor Beginn der Wintersaison.

Praxis-Workshop
Erfolgreich an der Rezeption

Konkrete Anregungen und sofort umsetzbare Tipps von Kurt Steindl, dem Serviceflüsterer.

Von der Website, über den Schriftverkehr, dem perfekten Check-in, den zusätzliche Dienstleistungen an der Rezeption, dem Umgang mit unzufriedenen und schwierigen Gästen … bis zum herzlichen Check-out. Die Rezeption ist die Zentrale des Hotels. Hier entscheidet sich die Wirtschaftlichkeit des gesamten Hauses.

21. und 22. Dezember 2020
Hotel & Wirtshaus Post, St. Johann in Tirol

Hier geht’s zu den Details …

Da finden Sie auch ein einfaches Formular, mit dem Sie sich Ihre Teilnahme bequem sichern können.

Corona:
Natürlich werden alle vorgeschriebenen Regeln eingehalten. Die maximale Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen begrenzt. Die Bestuhlung ist großzügig und es wird ausreichend Abstand zwischen den Plätzen sein. Desinfektion, Lüftung, Abstandsregeln in den Pausen, … Wir werden achtsam miteinander umgehen.

 


 

Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude in der schönsten Branche der Welt.

G a s t freundliche Grüße

Gastlichkeit & Co –
Weiterbildungs- und Betriebsberatungsges.m.b.H.
A-4060 Leonding
Im Weideland 8
TEL: 0732  77 22 67
FAX: 0732  77 22 67 – 50
MAIL: office@gastlichkeit.at
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