Freude am Tun

freude

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Freude an der Arbeit – ein Widerspruch?


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Eine starke Hand?

Manche Gastronomen glauben doch tatsächlich, dass Ihre Mitarbeiter ohne eine starke Hand, die alles bestimmt und alles regelt völlig hilflos sind. Dass der Laden aus den Fugen gerät, wenn sie nicht ständig als Antreiber und Ordnungshalter fungieren. Ich kenne Wirte, die gehen sogar soweit, dass sie ihre eigenen Mitarbeiter als faules Pack und nicht vertrauenswürdig bezeichnen. Manche benutzen diese Worte sozusagen auch als Motivation, damit dieses arbeitsscheue Gesindel auch merkt, dass man über sie Bescheid weiß! Sogar Fußtritte und Ohrfeigen gegen das „Personal“ habe ich schon miterlebt.

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Personal ist ein Schimpfwort

Allein das Wort „Personal“ ist schon ein schlimmes Schimpfwort, eine Erniedrigung! So wurde früher die Dienerschaft bezeichnet, die willfährig und untertänigst die Wünsche der Herrschaften zu erfüllen hatte. Von Mündigkeit und Stolz bei der Arbeit keine Rede, eher Unterwürfigkeit und Kriecherei – und überhaupt, das „Personal“ hat keine Meinung zu haben! Das „Personal“ hat sich nicht um geschäftliche Belange zu kümmern, sondern widerspruchslos seinen „Dienst“ versehen. Darüber hinaus hat es froh zu sein, von einem so mildtätigen Arbeitgeber überhaupt aufgenommen worden zu sein.

Wahrscheinlich haben Sie Ihre Karriere auch nicht sofort als Selbständiger begonnen. Und gehörten Sie auch zum „Personal“? Wie ging es Ihnen dabei, wenn über Sie als „Personal“ gesprochen wurde. Fühlten Sie sich stark, anerkannt und motiviert? Vermutlich nicht! Also was liegt näher, als eine andere Bezeichnung für Ihr „Personal“ zu suchen?

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Es geht auch anders

Im Schindlerhof von Klaus Kobjoll in Nürnberg werden die Mitarbeiter als „Mitglieder des Ensembles“ bezeichnet und unterschreiben vor Arbeitsantritt einen „Spielvertrag“, in dem genaue „Spielregeln“ vereinbart werden. Das Restaurant ist eine „Bühne“ und Herr Kobjoll bezeichnet sich selbst als „Intendant“! Klingt doch gleich viel freundlicher. Suchen Sie sich eine passendere Bezeichnung für das Wort „Personal“. Es reicht natürlich nicht, lediglich die Bezeichnung zu ändern. Man muss dieses Prinzip schon auch leben. Erst dann bekommt es eine Seele, die die ganze Mannschaft zu Spitzenleistungen treiben kann, weil sie merkt, dass der Betreiber ihre Leistungen und auch sie als Mensch zu schätzen weiß!

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Missmutige Vorgesetzte

Ein anderes Übel, mit denen Mitarbeiter oft konfrontiert sind, sind missmutige Vorgesetzte. Da melden sich doch tatsächlich Chefs ab und verkünden lautstark, dass sie jetzt für zwei Stunden außer Haus sind. Nach einiger Zeit schleichen sie sich dann durch den Hintereingang wieder ein und versuchen ihre Mitarbeiter als Diebe und Faulenzer zu entlarven. Wer so negativ programmiert vorgeht, wird auch sicher etwas finden, wofür er seinen Mitarbeiter die Leviten lesen kann. Und wenn einmal tatsächlich nichts gefunden wird, dann ärgern sie sich und erfinden etwas, nur um zu zeigen, dass sie allmächtig und allwissend sind. Eine allumfassende Gerechtigkeit sorgt ja offenbar dafür, dass jeder Chef die Mitarbeiter bekommt, die er verdient! Wenn Sie glauben, dass Ihre Mitarbeiter unredlich und faul sind, dann haben Sie sie auch. Ist Ihre Einstellung eine andere, dann beschäftigen Sie auch andere Mitarbeiter. Überprüfen Sie doch einfach Ihre Geisteshaltung!

Ich hatte selbst einmal so einen Vorgesetzten. „Arbeit muss weh tun“, war sein Motto. Auf keinen Fall darf so etwas banales wie Freude und Spaß dabei sein, denn dann würde man sein Geld nicht wirklich verdienen! Wir haben es nach einiger Zeit auch tatsächlich geschafft unseren Spaß an der Arbeit vor ihm zu verbergen! Gelacht wurde nur, wenn der Chef nicht da war!

Autor: Kurt Steindl